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Der Grenzwald als Bereitstellungsraum für den Angriff auf die Niederlande am 10.05.1940
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Der Grenzwald als Bereitstellungsraum für den
Angriff auf die Niederlande am 10.05.1940
Henri Smeets (Swalmen) und der Verfasser haben über den deutschen Angriff am
10.05.1940 zwischen Roermond und Venlo umfassend gearbeitet, aber noch nicht
veröffentlicht. Falls es dazu tiefergreifendes Interesse gibt, bitte den Verfasser
ansprechen!

Die deutsche 30. Infanterie-Division
Den Einmarsch aus dem Raum zwischen Kaldenkirchen und Brüggen besorgte am 10.05.1940
die 30. Infanterie-Division.

Aus dem Grenzwald heraus
Bereitstellungsraum für Einheiten der 30. Infanterie-Division war u. a. der Grenzwald
zwischen Kaldenkirchen und Brüggen.
Bei der 30. Infanterie-Division mußte der Angriff bis zur Maas zwischen Kaldenkirchen und
Brüggen „klassisch“ vorgetragen werden; also infanteristisch. Unterstützung dabei von
Artillerie und Pionieren insbesondere bei der Bekämpfung der Bunkerlinie und bei der
Querung der Maas.
Relativ leistungsfähige Straßen zur Maas hin gab es zwischen Kaldenkirchen und Brüggen
nur in
• Kaldenkirchen mit der Steyler Straße1, an Wambach vorbei und durch Tegelen;
• Brüggen mit der alten Handelsstraßentrasse nach Swalmen (heute L 373) und von dort
aus nach Beesel-Rijkel (um über Neer auf die N 273 zu kommen).

1

„Direkt östlich vom Grenzübergang Heidenend haben wir noch vor Mitte November 1939 die Straße von Hand unterhöhlen müssen.
Das war eine Vorsichtsmaßnahme, falls wir von niederländischer Seite aus angegriffen werden sollten. Obwohl wir nachts gearbeitet
haben, sind wir von niederländischer Seite beobachtet worden. Es erschienen dann Niederländer, die von uns wissen wollten, was wir
täten. Zwei Spähtrupps haben sich dann in deren Rücken geschlichen und die Niederländer wegen Spionage gefangengenommen.
Nachher erzählte man sich bei uns, es sei auch ein Engländer dabei gewesen. Die Gefangenen wurden dann ins Reichsgebiet
abtransportiert. Was weiter mit ihnen geschehen ist, weiß ich nicht.“ Das erzählte der Augenzeuge Franz Podpora, Stiegstr. 63,
Brüggen-Bracht, am 16.02.2000 dem Verfasser F.W. Stroucken. Der hatte bis dahin von diesem Grenzübertritt noch nicht gehört.

Abbildung 1 Bewegungs- und Angriffssektor der 30. Infanterie-Division (angriff5.pcx)

Die Steyler Straße in Kaldenkirchen gehörte bereits zum Bewegungssektor der benachbarten
56. Infanterie-Division, die L 373 zwischen Brüggen und Swalmen zum Bewegungsraum der
benachbarten 19. Infanterie-Division2. Für die 30. Infanterie-Division blieben nur
Wegeverbindungen der zweiten Wahl:
• von Kaldenkirchen über Malbeek und Belfeld an die Maas südlich Belfeld und den
Fährpunkt Steyl – Baarlo;
• von Genholt an der Reichsstraße 221 über den alten Handelsweg (Reuverscher Weg) und
von der Reichsstraße 221 in Bracht-Hülst über Heidhausen, Roermonder Weg und
Reuverscher Weg mit dem Schnittpunkt Weißer Stein über Offenbeek, Reuver und
Lommerbergen an den Fährpunkt Reuver – Kessel.
Die auf Rijkel angesetzten Einheiten des III. Bataillons des 46. Infanterie-Regiments konnten
teilweise nicht einmal Feldwege nutzen, mußten vielmehr querfeldein auf die Maas
vorrücken.
Hinderlich bei diesen Wegeverbindungen waren
2

Das IX. Armeekorps schlug die L 373 der 19. Infanteriedivision zu. Dagegen befahl das Generalkommando des XI. Armeekorps in
der Neufassung der Aufmarschanweisung vom 15.03.1940 unter „7. Aufträge“: „Die Straße Boisheim, Brüggen, Swalmen steht vom
Zeitpunkt der »Befehlsausgabe« an bis zum A-Tag 12.00 Uhr ausschließlich dem IX. A.K. (30. Div.) zur Verfügung. Sie ist von der
19. Div. freizuhalten (ohne Grenzwacht).“ (Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg RH 24-11 Nr. 116) Es scheint also einen
Widerspruch zwischen den Detailplanungen der Generalkommandos des IX. und des XI. Armeekorps gegeben zu haben.




zwischen Malbeek und dem Weißen Stein die relativ steile östliche Bruchkante des Maastales3 mit dahinterliegendem bruchigem Melderbroek;
zwischen dem Weißen Stein und dem Zollamt an der Swalme das von Gräben und
Zäunen durchzogene, bei Nässe etwas schlammige Meerlenbroek.

Für schweres Gerät und Ausrüstung waren die Wege durch den Grenzwald und das westlich
angrenzende Bruchgelände nur sehr bedingt geeignet4. Besonders wenn den
Transportfahrzeugen Pferde vorgespannt waren. Zu Fuß konnte man in Richtung Maas
vorwärtskommen, allerdings dann nur mit max. 6 km pro Stunde. Für die drei bis vier
Kilometer zwischen Grenze und Maasufer hatte man also unter optimalen Bedingungen
zwischen 30 und 40 Minuten notwendig.

Der Angriffsbefehl der 30. Infanterie-Division
„30. Division - als Südgruppe des IX. Armeekorps - überschreitet um x Uhr die holländische
Grenze im Abschnitt Kleinenbrand (1½ km nordwestl. Kaldenkirchen) und ostwärts Kap.
Wylerheide (nördlich Swalmen) und stößt beiderseits Neer auf Weert vor, um frühzeitig die
belgische Grenze zu erreichen. Die Div. erzwingt - möglichst durch Handstreich - den
Übergang über die Maas zwischen Steyl und westl. Wijler (2,5 km südl. Beesel) und danach
den Übergang über den Kanal van Nederweert naar Wessem. Sie hält Verbindung zur 19. I.D.
Es kommt darauf an, sich unverzüglich der Kanalübergänge unzerstört zu bemächtigen oder
sich den Übergang schnell und tatkräftig zu erkämpfen. Der Erfolg der vorgesehenen
Handstreiche ist entschlossen und ohne Rücksicht auf Nachbarn auszunutzen. Verzichtet das
holl. Heer unter dem Eindruck unserer Überlegenheit oder Überraschung auf Widerstand, so
erfolgt der Einmarsch in Gestalt friedlicher Besetzung.“ 5
Der 30. Infanterie-Division waren unterstellt:
• Artillerie-Kommandeur 128
• Stab Artillerie-Regiment 617 mit schwerer Artillerie-Abteilung II./67 und schwerer
Artillerie-Abteilung 445
• IV. Abteilung Artillerie-Regiment 255
• Beobachtungsabteilung 19
• Pionierbataillon 255 (ohne 3. Kompanie und Brücken-Kolonne)
• Ferner nach Überschreiten der Grenze: III. Bataillon Grenzwachtregiment 266
Wegen der begrenzten räumlichen Möglichkeiten sollten nur Teile der 30. Infanterie-Division
am 10.05.1940 eingesetzt werden. Dafür traf der Angriffsbefehl diese Regelungen: „Die verst.
Inf. Rgt. 6 und 46 treten auf Befehl der Div. mit den Anfängen ihrer vordersten
Marschgruppen über die Linie Kleinbahnhof Zgl. (westl. Kaldenkirchen) - Heidhausen - Hp.
Stieg - Waldweg Stieg - Genholt - Brüggen an und stellen sich an und ostw. der Grenze im
Raume Kleindenbrand - Zgl. Heidenend - Am weißen Stein - Grenzknick 2 km nordostw. Kap.
Wylerheide - Lüttelbracht - Lobberich - Leuth zum Angriff bereit.“ 7

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Malbeek liegt auf ca. 50 bis 52 m, das westlich dem vorgelagerte Melderbroek um 25 m über NN.
Das bestätigte der Zeitzeuge Franz Podpora, Stiegstr. 63, Brüggen-Bracht, dem Verfasser F.W. Stroucken im Gespräch am
16.02.2000 so: „Eine leichte Feldhaubitze war so schwer, daß sie auf Straßen oder Wegen von sechs Pferden gezogen werden mußten.
Bei den 15 cm Feldhaubitzen mußten Unterbau des Geschützes und Rohr getrennt befördert werden, und zwar jeweils gezogen von
sechs Pferden. Um in Stellung gehen zu können, mußte man das tonnenschwere Geschützrohr von Hand auf das Untergestell heben.
So schwere Transporte hätte man über unbefestigte Wege oder querfeldein nur schwer transportieren können. Darum hatten wir weit
im Voraus uns schon das Gelände bis zur Maas angesehen, ob wir da durchkämen oder nicht.“
Angriffsbefehl, fol. 229.
Angriffsbefehl, fol. 229.
Angriffsbefehl, fol. 230.

Gliederung der Bereitstellung der beiden Regimenter:
rechts verstärktes
InfanterieRegiment 6
(Führer:
Kommandeur
InfanterieRegiment 6)
Truppen
Infanterie-Regiment 6
Radfahrschwadron AufklärungsAbteilung 30
II. Abteilung Artillerie-Regiment 30,
davon eine Batterie als Sturmbatterie9
unterstellt, die übrige Abteilung
angewiesen.
IV. Abteilung Artillerie-Regiment 255
(bis zum Maasübergang dem InfanterieRegiment 6 unmittelbar unterstellt)
1. Kompanie Pionierbataillon 3010 mit
zugeteilten kleinen und großen
Floßsäcken
1. Kompanie Pionierbataillon 255
zwei leichte Flammenwerfer mit
Bedienung
zwei Züge Panzerjägerabteilung 30
ein Halbzug Flugabwehr-Kompanie 3/52
(angewiesen)
Teile Nachrichtenabteilung 30
links

verstärktes
InfanterieRegiment 46
(Führer:
Kommandeur
InfanterieRegiment 46)

Truppen

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10
11

Bereitstellungsraum:
Heidenend - Hoher
Stall - Heidhausen8 Kaldenkirchen
(ausschließlich)

Bereitstellungsraum:
Icksberg
(ausschließlich) Grenzknick 2 km
nordostw. Kap.
Wylerheide Ostrand Brachter
Wald11 - Haltepunkt
Stieg
(ausschließlich)
Infanterie-Regiment 46
I. Abteilung Artillerie-Regiment 30
(davon eine Batterie als Sturmbatterie
unterstellt, die übrige Abteilung

Grenzraum zwischen Weißem Stein und Kaldenkirchen-Heidenend sowie Bereich zwischen Bracht-Heidhausen und südwestlich
Nettetal-Kaldenkirchen.
Eine Sturmbatterie bestand aus sechs Geschützen K[raft]w[agen]K[anone] 7,5 cm, jedes 24 Tonnen schwer. Jedes Geschütz konnte 20
bis 25 Schuß pro Minute abgeben. Im direkten Schuß hatte ein solches Geschütz eine Reichweite von 2.000 m, im indirekten Schuß
eine Reichweite von 6.000 m. Eine Sturmbatterie konnte mit 15 bis 20 km pro Stunde verlegt werden. (Quelle: BundesarchivMilitärarchiv Freiburg, RH 37 Nr. 6966, Blatt 176).
War in Leutherheide einquartiert.
Zwischen Weißer Stein und Nähe der L 373 (Gegend des früheren Grenzübergangs An der Swalme) bis zum Ostrand des Brachter
Grenzwaldes. Trennlinie war der Reuversche Weg.

angewiesen)
III. Abteilung Artillerie-Regiment 30
(davon eine Batterie als Sturmbatterie
unterstellt, die übrige Abteilung
angewiesen)
1 Batterie der II. Abteilung ArtillerieRegiment 67 (schwere Feldhaubitzen
motorisiert) als Sturmbatterie unterstellt.
Kommandeur Pionierbataillon 255 mit
Stab, 2. Kompanie Pionierbataillon 255
und leichter Pionier-Kolonne.
2. Kompanie Pionierbataillon 3012 mit
zugeteilten kleinen und großen
Floßsäcken
zwei leichte Flammenwerfer mit
Bedienung
zwei Züge Panzerjägerabteilung 30
ein Halbzug Flugabwehr-Kompanie 3/52
(angewiesen)
Teile Nachrichtenabteilung 30
Divisio InfanteriensreRegiment 26
serve
Auftrag

Bereitstellungsraum
Oirlich- Lobberich Sittard - Bocholt13






Erkundung der Vormarschstraßen
über Breyell, Bracht zum Weißen
Stein
Das Regiment muß bis zum
Nachziehen im Bereitstellungsraum
völlig getarnt untertreten. Die Straßen
sind frei zu machen, die Fahrzeuge so
unterzustellen, daß sie sofort zum
Weitermarsch auf der Straße antreten
können.
Infanterie-Regiment 26 stellt sechs
Stunden nach Eingang des Stichworts
je einen Verbindungsoffizier zur
56. Infanterie-Division nach Stadt
Straelen und zur 19. InfanterieDivision nach Elmpt. 14

Befehl für Grenzwacht-Regiment 26
„III./Grenzwacht-Regiment 26
• sichert die Versammlung der Division hinter der Reichsgrenze, sowie ihre Bereitstellung
aus derzeitigen Stellungen,

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War in Bracht einquartiert.
Nettetal-Lobberich und östlicher Raum davon.
Angriffsbefehl, fol. 231.

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